Von Strandbesuchen und Natural Food

19Okt2021

Hola, Buenos Tardes

Jetzt bin ich tatsächlich schon fast einen Monat in Spanien. Wie schnell doch die Zeit vergeht... Auf der einen Seite habe ich das Gefühl ich stand eben erst heulend am Flughafen und auf der anderen Seite hab ich schon so viel erlebt das ich die Hälfte fast schon wieder vergessen hab. Ich bin froh das ich hier viel erlebe, das hilft mir das Heimwehlevel möglichst gering zu halten obwohl ich von meiner lieben Familie Selfies kriege wo ich in meiner Rolle als Fotografin offensichtlich abgelöst wurde. Aber naja, ich kann ihnen da wohl keinen Vorwurf machen ;). 

Mein Heinweh hält sich zwar in Grenzen aber trotzdem fehlen mir einige Dinge, ganz besonders: Brot was nicht aus Weizen besteht. Ich habe im letzten Eintrag ja von den "dos baras de pan" berichtet. Die gibt es hier jeden Tag und die sind nunmal wie Baguette. Ich habe glücklicherweise von meiner lieben Familie mitlerweile eine Notration an Brot zugeschickt bekommen, bestehend aus 2 kg Pumpernickel Brot. Als ich mein Paket aufgemacht hab sind ganz sicher in meinen Augen so kleine Herzchen aufgeploppt wie man das aus Comics kennt ;) 

Abgesehen von den Barras gibt es in meiner Gasrfamilie viel "Natural Food" das heißt wir haben hier viel was von Oma und Opa aus dem Garten kommt. Ich habe dieses Wochenende mal gesehen was das heißt. Wir kamen im Haus der Eltern meines Gastpapas an und Samuel (mein Gastpapa), sein Bruder und der Vater der beiden waren nirgendwo zu sehen in dem kleinen Gemüsegarten der hinter dem Haus ist. Die Oma saß am Fenster und klöppelte Spitze und Tamara (meine Gastmama) machte sich daran zu kochen. An dem Tag war es ziemlich kalt aber aus der Küche kam eine angenehme Wärme von der einen Arbeitsfläche. Irgendwie sah die auch merkwürdig aus und dann fing Tamara an Hackfleisch in einer Pfanne auf der Arbeitsfläche zu braten. Die Arbeitsfläche war nämlich keine Arbeitsfläche sondern ein warscheinlich ziemlich alter Holzofen (siehe Bilder). In dieser Küche standen doch tatsächlich zwei Herde nebeneinander, ein relativ normaler Gasherd und ein Holz betriebener alter Herd. Das scheint hier in älteren Häusern offenbar normal zu sein. Ein Holzofen zum kochen im Winter und ein normaler Herd zum kochen im Sommer. 

Irgendwann kamen dann auch Samuel, der Onkel und der Opa zurück. Allerdings nicht zu Fuß oder mit dem Auto sondern mit dem Traktor. Es stellte sich nämlich raus das es sich nicht nur um das kleine Gemüsegärtchen hinterm Haus handelt wo drei Hühner unter einem Zitronenbaum rumscharren. Nach dem Mittagessen ging ich mit Daniela und Tamara den kleinen Weg hoch um mir das mal anzusehen... Meine Güte waren das viele Weinreben :O und zwischen den Weinreben wuchsen Kürbise. Mir wurde allerdings erklärt das der Opa noch viel Weinberge besitzt. Zwischen den Weinreben stand ein kleiner Verschlag, der wurde mir sehr stolz präsentiert: "There, natural pig and natural chicken!" Ich durfte dann aucg mal reinschauen. Drinnen war de facto kein Licht und der Verschlag war in zwei Hälften aufgeteilt. Die eine Hälfte beanspruchte ein großes geflecktes Schwein und die andere Hälfte war gefüllt mit super vielen kleinen Käfigen die aufeinandergestapelt waren. In jedem Käfig befanden sich entweder zwei rießige Hasen oder vier ziemlich federlose Hühner. Die Tiere haben mir wirklich leid getan. Leute, da ist die Bodenhaltung die Hühner in Deutschland haben ein Luxusstall. Jetzt weiß ich wo die Eier und der Speck im Kühlschrank herkommen aber irgendwie hatte ich auf etwas anderes gehofft als mir davon erzählt wurde, dass das "Natural Food" ist. 

Ok abrupter Themenwechsel aber ich war am Strand, schon zwei mal. Ourense ist nur ca. eine Stunde Fahrtzeit von der Küste entfernt wenn man denn den Küstenabschnitt nimmt der am nähsten ist. Beim ersten Mal war ich mit den Kindern und Tamara für ein Beach Clean Up da. Eigentlich hatte ich mich darauf gefreut aber als wir am Strand ankamen nieselte es. Der Himmel war grau, es windete und es war kalt. Mit Handschuhen und einem Eimer ausgestattet ging ich dann aber trotzdem mit Daniela auf die Jagd nach Plastik am Anfang machte der Regen nichts doch nach ca. 1 Stunder waren wir alles komplett nass. Mir war kalt ich war nass bis auf die Unterwäsche und hatte Sand überall. Die Stimmung war großartig. Sicher zwei Stunden latschten wir durch den Regen bis wir beschlossen zurück zu gehen und unsere Müllsammlung abzugeben. Ich freute mich als wir dann wieder im warmen Auto saßen doch anderes als ich dachte ging es dann nicht nach Hause sondern nur ca. 500m weiter zu einem Häusschen indem der gesamte Müll den alles gesammelt hatten ausgekipppt und sortiert wurde. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen und meine Motivation war mittlerweile verschwunden. Ich stand dann also frierend und klitschnass neben dem Müllberg und sag zu wie die anderen sortierten während ich nicht verstand in welche Kategorien sortiert wurde weil alles nur auf spanisch erklärt wurde. (Ich hab jetzt übrigens Sprachschule und langsam lerne ich die ersten Brocken Spanisch) 

Das zweite mal waren wir ca. Mitte Oktober am Strand. Es war strahlend blauer Himmel und angenehme 26°C. Ein wunderschöner Sandstrand wie ich ihn zuletzt vor einigen Jahren gesehen habe. Mit meiner Gastmama habe ich einen laaaaangen Strandspaziergang gemacht und war im eisekaltem Atlantik baden und das mitten im Oktober als in Deutschland ca. 10°C waren. Einen Tag lang einfach nur am Strand liegen, lesen, schlafen und wenn einem zu warm wird im Meer baden. Was gibt es schöneres? Das geht jetzt dier nächsten Monate aber erst mal nicht. Langsam wirds auch hier kalt, die Pulli und Erkältungssaison hat auch in Spanien Einzug gehalten. Sosehr ich mich auch freue, mich wieder in meine Lieblingssweatshirts kuscheln zu können, ich freue mich jetzt schon darauf wieder bei Sonne am Strand zu liegen. Das ist auch wesentlich angenehmer als bei Regen dort rumzulatschen. Aber jetzt kommt erstmal Winter und Weihnachten. Die Weihnachtsbeleuchtung wird seit dieser Woche überall in Ourense aufgehängt. Ich finde das ziemlich früh aber in Deutschland kann man ja auch schon seit zwei Monaten Spekulatius und Lebkuchen kaufen also kann man zur Weihnachtsdeko warscheinlich nichts sagen. 

Ich mag die Weihnachtszeit ja auch, und wenn hier die Deko schon hängt kann ich ja auch demnächst Plätzchen backen :) Beim nächsten Blogeintrag kann ich also bestimmt eine Plätzchen-Back-Geschichte voweisen. In diesem Sinne, fröhliche Weihnachten XD

Bis bald,

Anna

1. Woche

29Sept2021

Hejj,

Mein Gott, ich bin schon eine Woche hier. Letzten Dienstag bin ich nach einem tränenreichen Abschied nach Galizien geflogen. Ich bin wirklich schlecht in Sachen Abschied, ich hasse es und ich heule immer total und meiner Familie für warscheinlich 9 Montae "Tschüss" zu sagen fiel mir verdammt schwer. Da saß ich dann also mit meinem exakt 20 Kilo schweren Koffer am Flughafen und hab Rotz und Wasser geheult, während ich zwischen einem Berg von Pilgern saß die naxh Santiago flogen. Mein Flug ging um 6.30 also war ich nicht nur nervös und unglücklich vom Abschied sondern auch noch komplett übermüdet weil ich um 2.00 Nachts aufstehen musste um zum Flughafen zu fahren. Als ich in Santiago ankam sah ich furchtbar aus: übermüdet und verheult und kein bisschen so als würde ich mich auf die Zeit hier freuen. Glücklicherweise wurde ich super herzlich von Tamara, meiner Gastmama, in Empfang genommen. Wie ich den gesamten Tag überstanden habe? Ich hab keine Ahnung. Koffer auspacken, mich in der Sprachschule melden, die Kinder von der Schule abholen, neben einem Haufen spanischer Mamis stehen und den Kindern beim spielen zusehen während ich kein Wort verstehe, Mitagessen, bei den Hausaufgaben helfen und abends nochmal in den Park wo wieder die spanischen Mamis ohne Englischkenntnisse auf uns warteten. Als ich Abends die Tür zu meinem Zimmer zu machen konnte war ich überfordert, hatte Heimweh und war komplett übermüdet. Ich muss sagen, der erste Tag war furchtbar für mich. Wenn jemand von euch mit dem Gedanken spielt in ein Land zu reisen ohne die Sprache dort zu können, lasst euch gesagt sein: Es ist ätzend. Man verbringt sehr viel Zeit mit danebenstehen und nichts verstehen, während andere sich unterhalten. 

Am zweiten Tag begann dann meine Au Pair arbeit. Kinder aufwecken, Frühstück machen, Snacks einpacken, zur Schule bringen, Brot kaufen und Nachmittags die Kinder wieder abholen und den Rest des Nachmittags beschäftigen. Die Hälfte hab ich prompt erstmal vermasselt. Die Frühstückssachen hab ich nicht gefunden, die Snacks vergessen, die Kinder zu spät zur Schule gebracht und das Brot konnte ich in Ermangelung von spanisch Kenntnissen auch nicht kaufen. Begrüßt wurde ich dann nachmittags von Daniela und Lucas mit einem herzlichen: "Where did you put our Snacks?!" Nicht das ich es den Kindern verübeln könnte. Ich wäre warscheinlich auch ein bisschen pissig wenn ich feststellen müsste, dass das Frühstück auf das ich mich gefreut hatte nicht da ist. Trotz einiger Dinge die ein bisschen schief liefen, war der zweite Tag aber wesentlich besser. Das Snack Thema war schnell vergessen und stattdessen brachten mir die Kinder die erste wichtigen Spanischvokabeln bei: Culeton = Hintern. In einem Kinderuniversum ein sehr häufig verwendeter Begriff. Generell hab ich in der ersten Woche hier viel gelernt. 

1. Zum Frühstück wird eine Tasse Milch aufgewärmt und da werden Kekse reingekrümmelt. Mein persönlicher Frühstücksalbtraum

2. Das oben genannte Frühstück gibt es für die Kinder auch zum Abendessen. 

3. Der Nachmittag beginnt in Spanien so gegem 18.00. Wenn in Deutschland die ersten Kinder zum Abendessen reingerufen werden, geht man hier erstmal mit den Kindern in den Park um dort Freunde zu treffen oder in die Stadt um ein Eis zu essen. 

4. Hier kostet ein Cafe con leche 1.30€ und man kriegt immer Chips oder ein Stückchen Kuchen oder Nüsschen dazu. Am besten Finde ich immer Chips. (Gummibärchen gibts leider nicht... ich weiß wer jetzt traurig darüber ist ;) ) 

5. Man verabredet sich hier am liebsten um einen Kaffee zu trinken und das auch gerne mal Abends um 22.00. Kaffee wird hier rund um die Uhr in einem der unzähligen Cafes getrunken die ja diesen super günstigen Kaffee anbieten. Abends gibts hier aber auch oft Bier oder Wein. Ourense ist offenbar bekannt für seinen Weißwein. Zumindest bekannt für die die hier leben. 

6. Zu jedem warmen Essen gibt es so eine Art Baguette dazu und deshalb sind auch jeden Abend die beiden Barras de Pan weg, die ich morgens gekauft habe. 

7. Galizien hat eine wirklich hübsche Natur mit vielen Flüssen aber auch viel Regen und in den meisten Dörfern in der Gegend werden Weinreben, Obst und Gemüse von jeder Familie selbst angebaut. Obwohl wir in der Stadt leben haben wir frische Tomaten, selbstgetrocknete Kräuter und selbstangebauten Kürbis den mein Gastpapa Samuel von seiner Familie, die in einem Dorf lebt, bekommen hat. 

Am Wochenende waren wir bei der Familie von Tamara im Dorf, ich habe Mini-Mini-Tintnfisch probiert, festgestellt, dass Kastanien hier sehr gerne gegessen werden und selbstgemachten Wein von irgendeinem Onkel(?) getrunken. Außerdem hat hier offenbar jede Familie ein eigenes Kaffelikörrezept was ich probieren durfte/musste. Es gab ein richtiges 3 Gänge Menü und ich hab viel zu viel gegessen. Die halbe Straße ist zum Essen vorbeigekommmen und wir saßen im Garten unter einer Pergola die mit Kiwis bewachsen war. Ja, hier wachsen Kiwis. Ich dachte ich sehe nicht richtig aber an den Zweigen hingen massenhaft dicke runde Kiwis. Das wir dort essen war übrigens ursprünglich nicht geplant. Eigentlich wollten wir nur kurz etwas abholen und daraus ist dann 7 Stunden im Garten sitzen und dort Mittagessen geworden. Obwohl die meisten kein Englisch können wurde trotzdem nach Möglichkeiten probiert sich mit mir zu unterhalten. Das war wirklich schön, auch wenn ich nach dem Essen nur noch mit meinem Suppenkoma auf der Couch saß und versucht hab mit den Mengen an Essen klarzukommen die ich gerade mehr oder weniger freiwillig gefuttert hatte. 

Natürlich habe ich auch schon ein bisschen Spanisch gelernt und neue Leute kennengelernt. Ich kenne bisher 3 andere Au Pairs, eine aus Tschechin und zwei aus Deutschland. Lustigerweise kommt das eine Au Pair aus Deutschland sogar aus Mainz. Die Welt ist klein XD. Nächste Woche fängt hoffentlich die Sprachschule an. Ich muss mein Vokabular nämlich dringend auf mehr als "Hola", "Culeton" und "Perro" ausweiten. Die wenigsten Leute hier können Englisch und wenn mal jemand ein bisschen was kann kommt es häufig vor das die Leute sich weigern Englisch zu sprechen. Das macht es für mich umso wichtiger Spanisch zu lernen. Ich werde hier Bericht erstatten wie meine Sprachfortschritte sind und vielleicht hab ich ja jemand in meinem Alter in meine Sprachkurs.

Hier sagt man übrigens fast nie Adios als Verabschiedung sondern eigentlich immer Ciao. 

Also dann: Ciao. 

Bald geht es los

16Sept2021

Dies ist der erste Eintrag in meinem neuen Blog. In Zukunft werde ich hier über meine Erlebnisse während des Au Pair Jahrs berichten. Nächsten Dienstag gehts los. Endlich? Ich bin mir noch nicht sicher, ich bin ziemlich aufgeregt und Koffer packen muss ich auch noch. Es kommt mir total surreal vor das ich in einer Woche schon in Spanien bin. Und das ohne auch nur 1 Wort Spanisch zu können. Ok vielleicht kann ich eines oder zwei aber ich werde dort definitiv einen Sprachkurs brauchen. Ich bin nervös aber auch gespannt :)